Bürgerreise nach Pszczyna brachte Begeisterung und neue Impulse
Zu einem fünftägigen Freundschaftsbesuch hielt sich Ende September eine Reisegruppe von 20 Bergisch Gladbachern in Polen auf. Nicht irgendeine Freundschaft führte sie ins östliche Nachbarland, sondern die Städtepartnerschaft zwischen Bergisch Gladbach und Pszczyna in Oberschlesien. Eine echte Bürgerreise sollte es sein – so hatte Klaus Farber, Kopf des „Arbeitskreises Städtepartnerschaft Pszczyna“, es geplant. Mit Erfolg: Die Eindrücke waren vielfältig, die Mitreisenden begeistert. Es wurden eine Menge Kontakte geknüpft, und auch der Gegenbesuch der Polen in Bergisch Gladbach ist schon eingestielt.
Polenkenner Klaus Farber ist wie seine Mitfahrerinnen und Mitfahrer mit der Bilanz der Fahrt höchst zufrieden. Bei einigen Vorbereitungsbesuchen waren bereits weitreichende Kontakte zu Bürgerinnen und Bürgern geknüpft worden, die nun vertieft werden konnten. „Das ist für mich der Sinn eines internationalen Austauschs: dass sich Bürgerinnen und Bürger begegnen, miteinander sprechen und voneinander lernen,“ bringt Klaus Farber seinen Anspruch auf einen kurzen Nenner.
Pszczyna, die Perle Oberschlesiens – so wirbt unsere polnische Partnerstadt um Besucher. Und in der Tat, die Stadt hat mit ihren 26.000 Einwohnern einiges zu bieten. Als ehemalige Residenzstadt der Fürsten von Pless brachte sie nicht nur ein kleines Versailles hervor, sondern auch die Lady Di des angehenden 20. Jahrhunderts: Maria Theresia Cornwallis-West, genannt Daisy, verheiratete Fürstin Hochberg, brachte die Herzen der Untertanen mit ihrer Schönheit und Anmut zum Schmelzen. Noch eine weitere Berühmtheit wirkte am Plesser Hofe: Georg Philipp Telemann, der Barockkomponist, war hier für einige Jahre Kapellmeister.
Die Reisenden aus Bergisch Gladbach kamen in zwei komfortablen und preiswerten Hotels unter; für private Unterbringung waren die Kontakte noch zu frisch. In den Restaurants der Stadt aß man sehr lecker à la Carte. Regionale Spezialitäten – „Schlesisches Himmelreich“, Saure Suppe, Rindsrouladen mit Rotkraut, Kohlrouladen mit Klößchen, auch Gans und Ente waren vertreten. Deftig!
Gastfreundschaft wurde überhaupt groß geschrieben in der Partnerstadt: So gestaltete die Bürgerinitiative „Gesellschaft der Freunde Pszczynas“ einen unvergesslichen Heimatabend der etwas anderen Art. Die Musiker, Sänger und Tänzer gaben alles, sie waren so lustig drauf, dass die Vorstellung auch die Sprachunkundigen zu Begeisterungsstürmen hinriss. Der Zapfhahn im Veranstaltungspavillon versiegte den ganzen Abend nicht, und die Mitbringsel aus dem Bergischen, zwei Flaschen Schnaps, wurden ebenfalls an Ort und Stelle vernichtet. Das schreit nach Wiederholung in Bergisch Gladbach!
Allzu viele Mußestunden blieben den Reisenden ansonsten nicht, denn es galt ein strammes Programm zu bewältigen. Eher touristischen Charakter hatten noch ein ganztägiger Ausflug nach Krakau und die Führung durch die Tyskie-Brauerei in Tychy. Echte „Beziehungsarbeit“ wurde hingegen geleistet während des Empfangs beim Pszczynaer Bürgermeister, gleichzeitig Kennenlernbegegnung mit der Schatzmeisterin der „Universität der 3. Generation“. Da gibt es 400 Studentinnen und Studenten, drei Deutschgruppen, aber auch jede Menge weitere Interessenbereiche, die für Austauschbeziehungen in Frage kommen.
Anbahnungen fanden auch in Sachen Kunst statt: Galeristin Anna Stoszek-Szroborz steht in den Startlöchern für eine Ausstellung in Bergisch Gladbach. Der evangelische Pfarrer, Jan Badura, hat schon im Mai Kontakt zur Heilsbrunnen-Gemeinde in Hebborn aufgenommen.
Weitere Koordinierungsgespräche liefen über zwei Lehrer der IGP, Thomas Brinkhoff und Cornelia Schultheiss. Die klopften einen Schüleraustausch mit dem Lyzeum Nr. 2 fest, der bald starten soll. Außerdem sind schulische Verbindungen sind zwischen der Pszczynaer Verbundschule für Geistigbehinderte und der Wilhelm-Wagener-Förderschule vorgesehen. Schulische Kontakte im weiteren Sinne vertiefte Klaus Farber mit drei Lehrerinnen, die beim nächsten Besuch eine Kattowitz-Führung anbieten wollen.
Noch mehr Projekte wurden besprochen und ausgelotet: Wolfgang Leuthe, Leiter der städtischen Grünflächenverwaltung und gleichzeitig Vorsitzender des Refrather Obst- und Gartenbau e.V., schmiedet bereits konkrete Besuchspläne mit seinem Verein. Gabriele Wurm, Vertreterin des Frauenchors Silbertöne, vereinbarte mit ihrer Pszczynaer Sangesschwester Beata Roszmus zwei gemeinsame Konzerte. Und auch wegen des Gegenbesuchs Pszczynaer Bürgerinnen und Bürger in Bergisch Gladbach gibt es auch schon Terminvorstellungen: Eingeladen werden soll für Juni oder September 2015. Ganz sicher wird es in Kürze eine Ausstellung in Bergisch Gladbach geben mit Fotos der Reise und interessanten Informationen über die neuen partnerschaftlichen Beziehungen. Die Bilder werden bereits gesichtet.
Ein herzlicher Dank geht nach den fünf Tagen an alle, die die Gruppe so gastfreundlich empfangen haben, ganz besonders auch an Anna Bramska aus dem Pszczynaer Rathaus, die die Gruppe fürsorglich begleitete. Dank auch an die Stadt Pszczyna selbst, die mehrere Transfers, Führungen, Eintrittsgelder und ein tolles schlesisches Buffet spendierte. Bergisch Gladbach freut sich schon auf den Gegenbesuch!
Der Arbeitskreis zur Partnerschaft mit Pszczyna besteht seit knapp einem Jahr.
Den Vorsitz hat Klaus Farber übernommen. Regelmäßige Treffen, verbunden auch mit gemeinsamem Kochen, sorgen für eine harmonische Atmosphäre und eine gute Grundlage für weitere Aktivitäten. Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen. Ansprechpartner ist Klaus Farber (Tel. 02204 65266).