Archiv | Juli 2nd, 2016

Sivas-Massaker: Große Demonstration vor dem Rathaus

Sivas-Massaker: Große Demonstration vor dem Rathaus

02 Juli 2016 von Darian Lambert

Gedenken an die Opfer – Krik an Erdogan

Jährlich finden am 2. Juli Gedenkfeiern für die 35 Opfer des Brandanschlags von Sivas im Jahr 1993 statt. In Bergisch Gladbach nahmen dieses Jahr mehrere hundert Personen daran teil. Dabei wurden kritische Stimmen gegen den türkischen Präsiodenten Recep Tayyip Erdoğan laut. Inzwischen führte der Brandanschlag auch zur Annäherung zwischen Sunniten und Aleviten und zur gemeinsamen Solidarität, solche tragischen Ereignisse in Zukunft abzuwenden. Doch was geschah am 2. Juli 1993?

 

Menschen lebendig verbrannt

Bei einem alevitischen Kulturfestival zu Ehren des Dichters Pir Sultan Abdal im Sommer 1993 in Sivas erklärte der türkische Schriftsteller Aziz Nesin öffentlich, er halte einen Großteil der türkischen Bevölkerung für „feige und dumm,“ da sie nicht den Mut hätten, für die Demokratie einzutreten. Dies und die Übersetzung und teilweise Veröffentlichung des für Muslime ketzerischen Romans „Die satanischen Verse“ von Salman Rushdie führte dazu, dass sich vor allem konservative sunnitische Kreise provoziert fühlten.

Am 2. Juli versammelte sich eine aufgebrachte Menschenmasse nach dem Freitagsgebet vor dem Madimak-Hotel, in dem Aziz Nesin und weitere alevitische Musiker, Schriftsteller, Dichter und Verleger logierten. Mitten aus der wütenden Menschenmenge wurden schließlich Brandsätze gegen das Hotel geworfen. Da das Hotel aus Holz gebaut war, breitete sich das Feuer schnell aus. Dabei verbrannten 37 Menschen. Der Autor Aziz Nesin überlebte leicht verletzt. Wegen der wütenden Menschenmenge draußen vor dem Hotel konnten die Bewohner des Hotels nicht ins Freie, bis sie schließlich vom Feuer eingeschlossen waren. Obwohl Polizei und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach acht Stunden ein. Das Staatsicherheitsgericht in Ankara kam zu dem Urteil, dass die Menge die Feuerwehr bei den Rettungsarbeiten behinderte. Andererseits belegen Zeugenaussagen sowie Videoaufnahmen, wie vereinzelte Polizisten der Menge halfen und eine anrückende Armeeeinheit sich wieder zurückzog.

Die Aleviten nennen diesen Anschlag das Sivas-Massaker, wobei aus ihrer Sicht der Brandanschlag ihnen gegolten hatte und fühlen sich seither vom Staat im Stich gelassen.

Polizei begleitet Demonstration

Die Demonstration sei bei der Kreispolizeibehörde angemeldet. Die Polizei war für Gladbacher Verhältnisse mit starken Kräften angerückt um die Demonstration zu begleiten. Die Veranstaltung verlief wie gewohnt friedlich und ohne Zwischenfälle.

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