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Blindenleitweg – bitte stets freihalten! Aktionstag jedes Jahr am 5. Mai

05 Mai 2015 von Darian Lambert

IMG-20150321-WA0000Hinweisschilder klären auf


Die Regenablaufrinne in der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone fällt ins Auge: Breit und dunkelfarbig verläuft sie mitten durch die Hauptstraße, und sie ist mit deutlich spürbaren Längsrillen ausgestattet. Diese Auffälligkeit ist bewusst gewählt, denn sie erfüllt noch eine zweite, wichtige Aufgabe: Sie dient gleichzeitig als Blindenleitweg auf der ganzen Länge der Einkaufsmeile vom Forum-Park bis zum Driescher Kreisel. Lediglich der Konrad-Adenauer-Platz ist nicht mit einbezogen, da er weiterhin sein altes, historisches Porphyrpflaster trägt.

Viele Bürgerinnen und Bürger wissen nicht, welche Bedeutung dieses Leitsystem für blinde und stark sehbehinderte Menschen hat. Deshalb werden oft gedankenlos Lieferfahrzeuge, Mülltonnen, Blumenkübel oder sonstige Hindernisse darauf abgestellt.

Die Arbeitsgruppe „Die Stadt(teil)begeher GL“ – eine Gruppe von interessierten Bürgerinnen und Bürger mit und ohne Behinderung – will nun gemeinsam mit der Behindertenbeauftragten Hildegard Allelein und den Kollegen aus der städtischen Fachaufgabe „Verkehrsflächen“ am Dienstag, dem 5. Mai 2015 einen Aktionstag durchführen, an dem sie Flyer zum Blindenleitweg verteilen. Außerdem werden Hinweisschilder angebracht: „Blindenleitweg – bitte stets freihalten“. Sogar die Wupsi macht bei der Aktion mit: Die elektronische Anzeigetafel an der Bushaltestelle Markt zeigt an diesem Tag eine Laufschrift, die auf den Blindenleitweg hinweist.

Anlass ist der „Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“, der jährlich an diesem Datum ausgerufen wird.

Wird das Leitsystem durch Hindernisse unterbrochen, verliert es seine Wirkung, oder die Wirkung ist zumindest stark eingeschränkt. Denn blinde und sehbehinderte Menschen sind außerhalb ihres gewohnten Umfeldes ohne fremde Hilfe oder geeignete Hilfsmittel nahezu orientierungslos. Das bekannteste Hilfsmittel ist der Blinden-Langstock. Er wird zum Tasten benötigt, um sich sicher fortbewegen, Hindernisse rechtzeitig erkennen und diesen ausweichen zu können. Der Blinden-Langstock ist dabei wie „die Hand auf dem Boden“, die durch die Längsrillen der Regenrinne geführt wird. Die neuen Hinweisschilder „Blindenleitweg – bitte stets freihalten“ helfen künftig, diese wichtige Funktion des dunklen Streifens in der Fußgängerzone nicht zu vergessen.

Jedes Jahr am 5. Mai: Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Der Aktionstag wurde 1992 von den „Interessenvertretungen Selbstbestimmt Leben Deutschland“ (ISL) ins Leben gerufen. Angeregt durch Aktivitäten in Zusammenhang mit der Antidiskriminierungsgesetzgebung in den USA bestand Einigkeit, einen ähnlichen Weg in Deutschland zu gehen, um auch hier die rechtliche Grundlage für die Gleichstellung behinderter Menschen zu schaffen. Gleichzeitig wurde die Einführung des Protesttages am 5. Mai beschlossen, weil dies gleichzeitig der Europatag ist und so auf die Notwendigkeit eines Europas für alle hingewiesen wird.

Auf dieser Basis trug die ISL durch Demonstrationen, phantasievolle Aktionen, Diskussionsrunden und Unterschriftensammlungen dazu bei, dass das Benachteiligungsverbot für Behinderte ins Grundgesetz aufgenommen wurde. Die europaweiten Aktionen trugen letztendlich auch zur Aufnahme von Antidiskriminierungsbestimmungen in den Amsterdamer Verträgen bei, und auch national existieren Gleichstellungsgesetze auf allen Ebenen. Mittlerweile beschäftigt die UN Menschenrechtskonvention immer mehr Menschen mit Behinderungen. In ihr sind wichtige Grundsätze und Rechte behinderter Menschen formuliert, die auch hier viele Verbesserungen bringen können.

Viele Ziele der Protestbewegung wurden zwischenzeitlich erreicht, europaweit und national. Die Bewegung tritt nun weiter dafür ein, dass eine umfassende Inklusion von behinderten Menschen von der Wiege bis zur Bahre erreicht wird und Aussonderung der Vergangenheit angehört. Sie sieht sich in der Verantwortung, weiterhin für die Menschenrechte und Würde behinderter Menschen zu kämpfen.

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