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Hobbyimker Markus Bollen initiiert stadtweites Bienenweide-Projekt mit viel Unterstützung aus der Stadtgesellschaft

30 November 2017 von Gregor Herzfeld

Fotograf und Hobbyimker Markus Bollen hat mit Unterstützern aus der Stadtgesellschaft von Bergisch Gladbach das Projekt „Unsere Stadt deckt den Bienen den Tisch. Jede Blüte zählt!“ gestartet. Beim Pressetermin an der Nikolauskirche im Atelier des Fotografen informierten die Initiatoren und Beteiligten über die Idee und die weiteren Schritte.

Das Insektensterben stoppen

Wissenschaftler haben in Feldversuchen gemessen, dass die Menge der Insekten seit 1982 um 80 Prozent zurückgegangen ist. Das war für den Naturfreund Markus Bollen der Auslöser, Initiative zu ergreifen und die Aktion „Bienenweide“ zu starten.  Verschiedene Faktoren führen dazu, dass insbesondere Wildbienen weniger Lebensraum finden. Die Not der Bienen, geeignete Blüten zu finden, nimmt zu. Mit den Insekten schwindet auch die Nahrungsgrundlage für Vögel oder Fledermäuse. Es gibt zu wenig Blühstreifen.

„Wir benötigen die Unterstützung aus der Bürgerschaft“, erläutert Bürgermeister Lutz Urbach. Gefragt seien Bürgerinnen und Bürger, die über Grünflächen in Privatgärten oder über Wiesenflächen verfügen, sowie Unternehmen und Einrichtungen mit gestaltbaren Freiflächen. Die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach macht es vor und wird Anfang 2018 eine Fläche für die Samenmischungen mit insektenfreundlichen Pflanzen zur Aussaat vorbereiten. Das Saatgut wird dann im April in die Erde eingebracht.

Neues Projekt von „Wir für Bergisch Gladbach“

Mit im Boot ist auch der Verein „Wir für Bergisch Gladbach“. Vorstandsmitglied Gabriele Gieraths plant schon, beim nächsten Spielplatzaufräumtag auch ein Wiesenstück für die spezielle Blumenmischung vorzubereiten. Zudem möchte der Verein das Projekt stadtweit im wahrsten Sinne des Wortes „streuen“. „Ob am Putztag oder bei der Kneipennacht oder anderen Aktivitäten des Vereins: Wir möchten alle für das wichtige Thema sensibilisieren, denn schließlich ist es unsere gemeinsame Natur, der geholfen werden muss“, erklärt Gabriele Gieraths.

„Das Engagement der Stadt Bergisch Gladbach begrüße ich ausdrücklich“, stellt Landrat Stephan Santelmann fest. „Auch andere Kommunen sind bereits in dieser Thematik aktiv, wie etwa in Oberodenthal, um nur ein Beispiel zu nennen, wo sich die Menschen ehrenamtlich für Bienen engagieren.“

Oberodenthal hat bereits vor drei Jahren mit Erfolg ein Bienenweide-Projekt ins Leben gerufen. Pionier ist hier Michael Melchior von der Dorfgemeinschaft Oberodenthal, der sehr zufrieden ist mit der Resonanz auf das Bienenprojekt. Das ganze Dorf macht mit. „Es geht aber nicht nur um die Honigbiene“, betont Melchior. Von dem Projekt sollen auch die vielen anderen Insekten profitieren, so auch Wildbienen. „Jede Blüte zählt“, so lautet sein Slogan, der auch in Bergisch Gladbach verwendet wird.

„Ich freue mich, dass es so ein großes ehrenamtliches Engagement für die Bienen in unserer Region gibt“, sagt der Landrat. Dieses möchten alle Beteiligten gerne mit Rat und Tat unterstützen. „Unsere Naturschutzbehörde und die Biologische Station Rhein-Berg stehen mit ihrer Expertise den Ehrenamtlichen gerne beratend zur Verfügung. Wichtig ist es aus meiner Sicht, dass für die Einsaat regionales Saatgut zur Verwendung kommt, da dieses an die Verhältnisse des Bergischen Landes angepasst ist und die heimische Tierwelt besonders davon profitiert.“

StadtGrün plant mit Saatgut und Bienenkörben

Lars Winking ist Fachmann für die Abteilung StadtGrün in Bergisch Gladbach. Er und seine Kollegen beschäftigen sich seit rund drei Jahren mit dem Thema Wiesen auf städtischen Flächen. „Es gibt beispielsweise an der Schnabelsmühle Flächen, die wir mit speziellen Saatmischungen eingesät haben.“ Zukünftig wird es, so der Landschaftsarchitekt, mehr und mehr Blumenwiesen im Stadtgebiet geben.

Insbesondere bei der Planung und Umsetzung des Stadtgartens im InHK Bensberg wird der ökologische Aspekt in der Planung mitunter zentrales Thema sein. Neben Blumenwiesen wird es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch Bienenkörbe geben. „Derzeit befinden wir uns in der Abstimmung mit örtlichen Imkern“, erläutert StadtGrün-Experte Winking. „Der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist richtig und wichtig. Am Ende zählt jedes kleine Mosaik für unsere heimischen Insekten.“ Neben der Planung müssen solche Flächen bereits vor der Einsaat vorbereitet und darüber hinaus gepflegt werden. Daher werden Einsaat- und Schnittzeitpunkte gemeinsam mit den Kolonnen von StadtGrün optimiert, um einen möglichst langen Blühaspekt – ohne unerwünschte Wildkräuter – erreichen zu können.

Bürgerinnen und Bürger, die in ihrer Nachbarschaft städtische Flächen sehen, die sie für eine Blumenwiese geeignet halten, können sich gerne die städtische Pressestelle wenden. Entweder telefonisch: 02202 – 142419 oder per Mail: pressebuero@stadt-gl.de.
Am besten ist, wenn eine Patenschaft für die Fläche übernommen, das Saatgut wird gestellt.

Zahlreiche Sponsoren unterstützen

Neben diesen Unterstützern konnte Markus Bollen bereits zahlreiche Geldgeber gewinnen. Für die Vertreter der Bensberger Bank und der Badischen Beamtenbank war schnell klar, dass dieses Umweltprojekt gefördert werden muss.

Die Bensberger Bank hatte schon als Spenderin einer Schleuder für den Imkerverein ihr Interesse an dem Thema gezeigt. Unternehmer Rolf Kürten von K-L Druck in Frankenforst hat auch sofort eine Förderung zugesagt.
Auch Ehrenbürgerin Roswitha Bethe engagiert sich. Ihren Garten, in dem auch zwei Bienenvölker stehen, hat sie schon bienenfreundlich umgestaltet. Die Bethe Stiftung wird alle Spenden verdoppeln. Bei Birgit Althaus von der Victor-Rolff-Stiftung ging der Antrag um Förderung von Markus Bollen ein. Die Stiftung fördert Projekte zum Naturschutz im Regierungsbezirk Köln und war hier der erste Geldgeber der Aktion.

Praktische Unterstützung gibt es von Christoph Demmer als Leiter der Lebenshilfe Werkstätten in Refrath. „Die Initiative hat Saatgut in großen Säcken gekauft, die nun in kleine Tütchen umgefüllt werden muss, das erledigt das Team der Lebenshilfe“, erläutert Demmer.

Außerdem hat die Werkstatt unter der Leitung des Garten- und Landschaftsbauers Dominic Schneider ein Team behinderter Menschen, die mit viel Elan auch die Vorbereitung der Flächen erledigen können. „Natürlich nicht kostenlos, aber zu einem fairen Preis.“ Lutz Urbach wusste schon ganz begeistert von einem Einsatz in seinem Garten zu berichten.

Denn bereits jetzt kann losgelegt werden. Handelt es sich um eine kleinere Fläche bis 100 Quadratmeter, sollte man diese umgraben und glatt einebnen, eventuell aufkeimende Unkräuter können so vor der Einsaat noch untergefräst werden. Handelt es sich um eine bereits vorhandene Rasenfläche, so ist es auch möglich auf dieser eine Blumenwiese anzulegen. Dort sollte man folgendermaßen vorgehen: Man fräst oder vertikutiert eine ausgesuchte Fläche mehrmals vor der Einsaat ohne sie jedoch zu düngen. Die verbleibende Rasenfläche kann weiterhin gedüngt und gemäht werden. Für Robert Kargl als Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Bergisch Gladbach ist das Projekt eine tolle Sache: „Wir benötigen diese Hilfe aufs gesamte Stadtgebiet verteilt, daher helfen auch nicht nur wenige, sondern es müssen viele mitmachen.“

Gärtnermeister Adolf Zirden, auch Mitglied des Imkervereins  hat detailliert aufgeschrieben, welche Blumen günstig und welche ungünstig sind:
„Man sollte darauf achten, wie viel Gräser und Wildblumen in Prozenten in der Mischung enthalten sind. Vor allem sollte man darauf achten, dass möglichst niedrig wachsende Grasarten in der Mischung vorkommen. Meistens finden wir Lolium = Deutsches Weidegras in den Mischungen. Lolium ist ein hochwachsendes Gras und könnte die Kräuter und Blumen überwuchern.“

Ab sofort verschenken die Beteiligten Blumensamenmischungen der Firma Rieger-Hofmann mit den Namen „Schmetterlings- und Wildbienensaum“, „Feldblumenmischung“, „Dachbegrünung“ und „Blühende Landschaft West“ solange der Vorrat reicht.
Sobald die eigenen Tütchen der Aktion „Jede Blüte zählt“ kreiert sind, werden diese ebenfalls verschenkt. Beispielsweise im Sozialstand auf dem Weihnachtsmarkt am 22. Dezember 2017. Die Beschenkten werden um eine Spende gebeten, die von der Bethe-Stiftung verdoppelt wird. Mit dem Geld werden dann weitere Pflanzenmischungen angeschafft, damit auf weiteren Flächen Bienenweide ausgesät werden kann. Außerdem können natürlich alle, denen das Thema am Herzen liegt, Spenden auf das Konto des Imkervereins mit Stichwort „Bienenweide“ überweisen, diese werden auch von der Bethe-Stiftung verdoppelt.
Der Pressetermin fand im Atelier von Markus Bollen statt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden umrahmt von großformatigen Bildern von Blumenwiesen.

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