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Kontakt zu Flüchtlingen auf der ART Cologne unerwünscht

15 April 2016 von Darian Lambert

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Kontakte wie diese sind auf der ART Cologne unerwünscht: Künstler Hack, links, im Sichtkontakt mit Dr. Renate Goldmann, Direktorin Leopold-Hoesch-Museum Düren, und Machmoud aus der Flüchtlingsunterkunft Siegburg auf dem Bildschirm

Künstler Hack vom Sicherheitsdienst abgeführt

Während alle Welt sich über das kunstfeindliche Verhalten des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan gegenüber Jan Böhmermann empört, wundert sich der Künstler Hermann Josef Hack, dass sein Kommunikationsprojekt SICHTKONTAKT zwischen Flüchtlingen in deren Notunterkünften in Köln und Siegburg und den Besuchern der ART Cologne von der Kunstmesse als unerwünscht abgewiesen wurde.

Hack wurde heute während einer Aktion bereits im Foyer der Messe des Hauses verwiesen, obwohl er im Besitz einer gültigen Eintrittskarte war. Ein Vertreter des Sicherheitsdienstes zwang ihn, das Gelände zu verlassen. Hack, der mit einem Tablet-Computer in einer Live-Kommunikation Machmoud, einem Flüchtling in der Notunterkunft Neuenhof in Siegburg, gerade die Vielfalt und Offenheit unserer europäischen Kultur präsentieren wollte, bot dem privaten Ordnungshüter der Messegesellschaft an, doch selbst einmal in Kontakt mit dem Geflüchteten zu treten. Statt dessen wurde Machmoud Zeuge, wie der Sicherheitsmann sagte, dass er dies nicht wünsche, sondern „für Ordnung sorgen“ müsse. Er führte Hack bis zur Grenze des Messegeländes ab und vergewisserte sich, dass der Mitbegründer der Ersten Flüchtlingsakademie der Freien Künste nicht wieder das Gebiet der Kunstmesse betrat.

Künstler Hack verwundert: „Ich verstehe nicht, dass die Kommunikation mit Flüchtlingen auf der ART Cologne unerwünscht ist. Während sich draußen in der Welt alles verändert und Menschen lernen, aufeinander zuzugehen, scheint es im White Cube noch nicht angekommen zu sein, dass wir alle von einander lernen müssen, wenn wir die globalen Herausforderungen meistern wollen. Harmlose Kunstclowns wie Eva und Adele werden seit Jahren geduldet, unser Kontaktangebot zu Geflüchteten ist den Organisatoren der Messe nicht willkommen. Ich frage mich, warum?“

Dabei hatten sich ausnahmslos sowohl die Passanten draußen vor dem Zelt der Ersten Flüchtlingsakademie der Freien Künste als auch die Messebesucher bei den Rundgängen über die Messe mit dem Tablet positiv geäußert und Hacks Aktion begrüßt. Hier ist das Publikum den Veranstaltern der ART Cologne weit voraus.

Bereits im Vorfeld hatte die ART Cologne Hack verbieten wollen, seine Zeltinstallation für den Kontakt mit den Flüchtlingen vor dem Messeeingang aufzustellen. Erst durch Intervention des Polizeipräsidiums Köln, wo Hack seine Aktion unter Berufung auf Artikel 8 des Grundgesetzes angemeldet hatte, erhielt der Künstler die Genehmigung gegen den Willen der Stadt. Auch persönliche Briefe an die Oberbürgermeisterin, welche als Aufsichtsratsvorsitzende der Kölner Messe-Gesellschaft die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten sollte, waren abschlägig beantwortet worden. Für einen alternativen Standort außerhalb der Sichtweite der ART Cologne wurde Hack eine Gebühr von 125 Euro abverlangt, obwohl dieser die Nutzung abgelehnt hatte.

Die erste Flüchtlingsakademie der Freien Künste, von Hack gemeinsam mit Andreas Pohlmann am 22. September 2015 gegründet, hat in Kooperation mit dem Museumsdienst Köln 1500 Kulturtaschen von Flüchtlingskindern für die ART Cologne-Gäste bemalen lassen. Von den Besuchern wurde diese Geste mit viel Sympathie aufgenommen. In allen Gesprächen erfuhr das Kunstprojekt viel Zustimmung.

Am Sonntag ist eine kostenlose Führung für Flüchtlinge mit dem Museumsdienst Köln vorgesehen. Hack: „Ich bin gespannt, ob wir nicht auch noch des Hauses vewiesen werden, nachdem sich gezeigt hat, dass unser Kontaktangebot unerwünscht ist. Mich wundert nichts mehr. Schade, dass nicht die Messebesucher darüber befinden dürfen, sondern die rückwärts gewandten Veranstalter. Wovor haben sie Angst? Das offizielle Köln und Flüchtlinge – das scheint weiter problembeladen zu sein. Ich schäme mich für die Reaktion der Kölner Messe gegenüber den von uns betreuten Flüchtlingen, die sich so sehr auf den Kontakt freuen und bisher eine hohe Meinung von der deutschen Bevölkerung hatten.“

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