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Lärmaktionsplan GL ausgewertet

02 Dezember 2014 von Darian Lambert

431---2014-12-02-LAPAnlage1Erste Befragung ist ausgewertet – aufschlussreiche Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger

„Das geht uns alle an“ – so lautete der Slogan für den ersten Durchgang der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Lärmaktionsplan Bergisch Gladbach, den die Stadt von März bis Anfang Mai 2014 durchgeführt hat. In diesem ersten Schritt waren Bürgerinnen und Bürger, aber auch öffentliche Stellen aufgefordert, ihre Stellungnahmen zum Entwurf des Planes abzugeben. Deren Auswertung wird nun dem zuständigen Fachausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr (AUKIV) vorgestellt. Der Lärmaktionsplan Bergisch Gladbach befasst sich hauptsächlich mit den Geräuschimmissionen auf den nach der Lärmkartierung als stark belastet eingestuften Straßenabschnitten im Stadtgebiet.

Zu diesen Straßenzügen gehören unter anderem die Odenthaler Straße, Teile der Altenberger-Dom-Straße, die Haupteinfallstraße Mülheimer Straße von Gierather Straße bis Stationsstraße, die Achse Vürfelser Kaule/Dolmanstraße, die Kölner Straße im Westen des Bensberger Zentrums und die Achse Bensberger – / Gladbacher – / Buddestraße. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit, einen Fragebogen auszufüllen oder sich frei schriftlich oder  mündlich zu äußern. Die Planunterlagen dazu konnten im Rathaus Bensberg und auf den städtischen Internetseiten eingesehen werden.

Gute Beteiligung, differenzierte Beiträge

Die Beteiligung war erfreulich rege: Sowohl 46 Träger öffentlicher Belange als auch 343 Bürgerinnen und Bürger reichten ihre Stellungnahmen ein. Dieses gute Resultat zeigt, dass die intensive städtische Informationsarbeit Früchte getragen hat, aber auch, dass der Lärm in unserer Stadt als erhebliches Problem wahrgenommen wird. Die Bürgerinnen und Bürger nutzten als Medium für ihre Rückmeldungen überwiegend das Online-Angebot und den Postweg. 322 sandten den ausgefüllten Fragebogen ein, die übrigen schrieben freie Beiträge oder Ergänzungen über den Fragebogen hinaus.

Nicht nur die Anwohner der Hauptbelastungsgebiete nahmen teil, sondern auch viele weitere Einwohner, die sich angesprochen fühlten. Schwerpunkte der Beteiligung waren Schildgen/Katterbach (Schwerpunkt Ortsmitte), Refrath/Lustheide (insbesondere zum Thema Gewerbe), Refrath (zu Feuerwehreinsätzen) und Moitzfeld/Braunsberg (LKW- und Motorradlärm). In Moitzfeld/Terrassenstadt fühlen die Bewohner eine höhere Fluglärmbelastung nach Abholzung des Waldes für das Gewerbegebiet Obereschbach, entlang der Linie 1 wurde vor allem in Kurvenbereichen der Schienenlärm besonders stark wahrgenommen.

Der Fragebogen der Stadt gab zum Teil Antworten vor, die je nach subjektivem Empfinden angekreuzt werden sollten. So auch diese: Ich fühle mich in meinem Wohnumfeld von den folgenden Lärmquellen besonders belästigt. Spitzenreiter war hier der Lkw-Lärm mit 84 %, dicht gefolgt von Pkw-Lärm mit 83 % und immerhin noch über 70 % Lärm durch Motorräder. Danach folgen Busse mit 32 % und der Flugverkehr mit 28 %. Straßenbahnen und Züge spielen mit ca. 5 % bzw. 1 % eine untergeordnete Rolle.

Runter vom Gas, rauf auf Schusters Rappen

Gefragt wurde auch nach Lärmminderungsmaßnahmen, die man sich zur Abhilfe vorstellen könne. 70 % der Befragten befürworten Geschwindigkeitskontrollen zur Lärmminderung, 62 % können sich Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Nacht und 56 % auch am Tag vorstellen. 59 % der Aktionsteilnehmer halten ein Lkw-Nachtfahrverbot für ein vielversprechendes Mittel zum ruhigeren Schlaf.

Auch gefragt wurde, wie man sich einen eigenen Beitrag zur Lärmminderung vorstellt. Über 85 % der Befragten sind bereit bzw. eher bereit, Geschwindigkeitsbeschränkungen als Mittel zur Lärmminderung einzuhalten. Über 86 % wollen kurze Strecken zu Fuß erledigen, rücksichtsvoll fahren und unnötige Fahrten vermeiden. Fast 58 % der Teilnehmer können sich vorstellen, ihr Fahrrad verstärkt zu nutzen. 54 % bekunden die Bereitschaft, verstärkt auf den ÖPNV zu nutzen.

Vielzahl individueller Vorschläge

Über die Beantwortung der Fragebögen hinaus haben die Teilnehmer eine Fülle von konstruktiven, sachlich differenzierten Darstellungen und Vorschlägen eingereicht. Einige haben sehr eingehend die Geräuschsituation ihres Wohnumfeldes beschrieben und  ebenso konkrete Vorstellungen zur Lärmminderung übermittelt. Insbesondere wurden als Abhilfe lärmoptimierter Straßenbelag („Flüsterasphalt), mobile und ortsfeste Geschwindigkeitskontrollen, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 km/h, Lkw-Nachtfahrverbote und Umlenkung der Verkehrsströme genannt. Auch der Ausbau des Radwegenetzes, die Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs, der Bau von Umgehungsstraßen (insbesondere in Refrath) und finanzielle Unterstützung zum Bau von Lärmschutzmaßnahmen auf Privatgrund standen auf der Wunschliste. Es wurden nicht nur Maßnahmen angeregt, die in städtischer Zuständigkeit liegen, sondern auch solche, die nur auf nationaler oder EU-Ebene realisiert werden können, so etwa Änderungen im Baugesetzbuch, strengere Immissionsbeschränkungen oder das Verbot der sogenannten Megaliner.

Anstoß genommen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterhin an weiteren Lärmquellen wie Nachtflug, Kinderspielplatzlärm, Martinshörner und Nachbarschaftslärm, so durch Diskotheken oder Laubbläser. Ebenso erwähnt wurden Gewerbelärm, getunte Fahrzeuge, Silvesterkracher, Lärm durch Baumaßnahmen in der Nachbarschaft, Erschütterungen oder mangelhafte Luftqualität. Nicht nur Kritik, auch positive Rückmeldungen oder die Bereitschaft zu weitergehender Verfahrensbeteiligung wurden geäußert.

Beratung des Planentwurfs im Frühjahr 2015

Bei der gewählten Vorgehensweise war es von vornherein absehbar, dass die Befragungsergebnisse nicht repräsentativ sein können. Beteiligen konnte sich jede/r, also nicht nur ein beschränkter Personenkreis zufällig Ausgesuchter. Erwartungsgemäß hat sich ein Meinungsbild bestimmter Gruppen besonders Betroffener oder sich betroffen Fühlender abgebildet.

Alle Beiträge wurden tabellarisch erfasst und in die Abwägung mit aufgenommen. Die daraus entwickelten konkreten Maßnahmenvorschläge werden in den Entwurf des Lärmaktionsplans einfließen, der im Frühjahr 2015 der Politik vorgestellt werden soll. Stadtbaurat Stephan Schmickler sieht die inhaltlichen Erkenntnisse und die Problemausrichtung des Lärmaktionsplans durch die Öffentlichkeitsbeteiligung bestätigt: „Wir sehen uns auf dem richtigen Weg.“ In einem zweiten Mitwirkungsverfahren erhält die Öffentlichkeit wiederum die Möglichkeit zur Stellungnahme; der Beschluss des fertigen Plans durch den Rat könnte 2015 erfolgen.

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