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Politikversagen: 716 fehlende Kita Plätze

09 März 2023 von Darian Lambert

Bergisch Gladbach fehlen für das nächste Kitajahr mindestens 416 Plätze. Diese Zahl ergibt sich aus der neuen Erhebung des Bedarfs an Kitaplätzen. Hinzu kommen rund 300 Familien, die bereits jetzt auf einen Betreuungsplatz warten. Die Kitakrise spiegelt ein großes Jahrelanges Politikversagen der Gladbacher Stadtpolitik von CDU, SPD und neuerdings auch der Grünen. Dabei wurden sogar Lösungsmöglichkeiten und geeignete Grundstücke abgelehnt aus „politischen Gründen“.

Schlechte Chancen für Kombination von Familie und Beruf

Das Ergebnis der jährlichen Bedarfsanalyse zeigt, dass die Nachfrage nach Kita-Plätzen größer ist als das Angebot, und die rechnerische Lücke immer größer wird. Für das Kitajahr 2023/2024 geht die Verwaltung von 416 fehlenden Betreuungsplätzen aus. Die Verwaltung will mittelfristig neue Kapazitäten schaffen und schlägt Maßnahmen wie „Pop-up-Kitas“ vor. Aber was passiert, wenn Familien keinen Kitaplatz bekommen?

Die Unterversorgung sei kein spezielles Bergisch Gladbacher Problem, sondern ein landesweiter Trend, erklärt Ragnar Migenda, der als Beigeordneter für den Bereich Soziales in der Stadtverwaltung zuständig ist. Immer mehr Kinder sollen in Kitas betreut werden, und die Integration von Flüchtlingen verstärke den Bedarf zusätzlich. Bei großen neuen Bauprojekten werde die Betreuungsinfrastruktur natürlich mitgedacht, bei vielen Nachverdichtungsprojekten aber nicht. Hier entstehen viele Wohnungen, in die Familien mit Betreuungsbedarf zuziehen – ohne dass entsprechende Kitas mitgedacht oder mitgeplant werden könnten. Zeitnah ließe sich dieser erhöhte Bedarf nicht decken, denn erstens fehlten geeignete Grundstücke für den Bau neuer Kitas und zweitens würde der Mangel an Fachkräften den Ausbau von Kapazitäten erschweren. Die Finanzierung sei noch am ehesten zu lösen.

Dabei holt die Gladbacher eine verkorkste Stadtführung nun massiv ein. Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Lutz Urbach lehnte vielfach und jahrelang den Zukauf von geeigneten Grundstücken ab. Er verlangte der Stadt solle eigene Grundstücke für neue Kitas verwenden, die sie aber nicht hatte.

Im Zuge der Recherche und Aktenkontrolle fanden Mitglieder der Bürgerpartei GL im Jahr 2018 für den Stadtteil Bensberg ein geeignetes Grundstück an der Ecke Reiser / Im Mondsröttchen. Es stellte sich erstaunlicherweise heraus, dass die Stadt dieses Grundstück bereits besaß aber unglücklicherweise „vergessen“ hatte. Die AWO als Bauherrin und Träger hat den Bau der neue Kita Reiser / Mondsröttchen mittlerweile gestartet. Sie solle mit 93 Plätzen eine spürbare Entlastung für den besonders kinderreichen Stadtbezirk Bensberg und Kaule bringen.

Um die Probleme anzugehen plädiert Migenda für ein ganzes Bündel von Maßnahmen als „Sofortmaßnahmen“, wie eine Identifikation geeigneter Flächen für den Bau von Kitas sowie Bestandsaufnahme zum Ankauf oder zur Anmietung. Wenn Familien keinen Kitaplatz bekommen, haben sie oft Schwierigkeiten, Arbeit und Familie miteinander zu vereinbaren, was zu einem hohen Stresslevel führen kann. Für viele ist es auch finanziell schwierig, ohne Betreuungsmöglichkeiten zu arbeiten. Auch die Kinder können ohne die richtige Betreuung benachteiligt werden, da sie nicht die gleichen Möglichkeiten und Chancen wie andere Kinder haben, die eine Kita besuchen können. Um diese Herausforderung zu lösen, braucht es einen gemeinsamen Plan und ein Zusammenwirken aller beteiligten Parteien.

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