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Hambacher Forst ist wieder besetzt

03 September 2013 von Darian Lambert

Hambacher Forst, den 3.9.2013.

Am heutigen Nachmittag wurde wieder ein Teil des Hambacher Forstes
besetzt. Der Hambacher Forst der einst 5.500 Hecktar groß war wurde zum
größten Teil vernichtet, für den Hambacher Braunkohletagebau. Wenn es nach
den Plänen von RWE geht fallen auch die restlichen etwa 1000 Hecktar dem
Tagebau zum Opfer. Dass sich dagegen Widerstand gebildet hat ist bekannt.
Ab letztem Frühjahr an, war ein Teil des Waldes besetzt, und konnte nur
mit der längsten Räumung aller Zeiten (im deutschsprachigen Raum) beendet
werden. Daraufhin wurde eine Wiese besetzt, die am Waldrand liegt und auch
Teil von RWEs Verwüstungsbegierden ist. Nun wurden ein weiteres Mal Bäume
im Hambacher Forst direkt besetzt. Der Widerstand geht weiter!

„Widerstand ist zwecklos!“ diese Message versucht RWE in die Köpfe der
Menschen im Rheinischen Braunkohlerevier einzupflanzen. Der
Braunkohleabbau – und die mit ihm einhergehenden Folgen der Landschafts-
Gesundheits- und Klimazerstörungen – soll als Naturgesetz wahrgenommen
werden. Die einen finden ihn gut, die andern schlecht, nur daran ändern
kann eh niemand was. So in etwa soll der Diskurs verlaufen. Nur: Mit jeder
durchgeführten Aktion, die zeigt wie schnell RWE in Bedrängnis kommt,
bekommt diese Selbstverständlichkeit immer mehr Risse, werden die eigenen
Handlungsoptionen sichtbarer. Mit jeder – die Verhältnisse offenbarenden –
Polizeiaktion, sei es die Festnahme des Besitzers der besetzten Wiese,
seien es die Skandale bei der Tunnelräumung im Herbst, wächst die Wut.
Eine breite Wut, gepaart mit sichtbaren Handlungsoptionen kann schnell
dazu führen, dass die herrschende Ohnmacht überwunden wird, dass Menschen
massenhaft anfangen sich zu wehren und dass die Illusionen über die
Verfasstheit der Gesellschaft in der wir leben überwunden werden.

„Widerstand ist fruchtbar!“, wurde vielen klar, als durch die
Waldbesetzung letztes Jahr hunderte Menschen aus der Region und von
überall her sich dem Braunkohlewiderstand angeschlossen haben, teilweise
selbige Praktiken des Widerstandes seither teilen, teilweise mit ganz
anderen Aktivitäten den Widerstand ebenfalls bereichern. Dass die Rodung
eines Teils des Hambacher Forstes diese Wintersaison nicht verhindert
werden konnte, muss als bisherige Schwäche der Bewegung anerkannt werden.
Aber nicht um selber der Resignation zu verfallen, sondern um sich bewusst
zu machen, was alles fehlt zu einer Bewegung, die eine Rodung faktisch
verhindern kann, und sich daran zu machen diese Defizite abzubauen.

Mit der erneuten Besetzung eines Teils des Hambacher Forstes soll auch ein
neuer Treffpunkt erschaffen werden, um die Kontakte und die Ansätze des
gemeinsamen Widerstandes die sich im letzten Jahr auf der Besetzung
gebildet hatten zu vertiefen. In einer Welt in der die Menschen atomisiert
werden, aufgrund der Interessenslagen die sich aus einer kapitalistischen
Ökonomie ergeben, ist es ein revolutionärer Akt, Orte zu schaffen, die der
freien Begegnung, dem Treffen freier Vereinbarungen, dem finden
gemeinsamer Ziele und der Entwicklung einer gemeinsamen Widerständigkeit
dienen. Denn Widerstand tut nicht bloß gegen RWE und seine Tagebaue not,
sondern auch gegen die Logiken, die die quatratkilometerweise totale
Zerstörung zur „rationellen Handlung“ macht. Nämlich die Logiken des
kapitalistische verursachtem Wachstumszwang – sogar kapitalistische
Logiken an sich, die nicht die Frage nach dem Nutzen und den Schäden von
wirtschaftlichen Maßnahmen stellen, sondern nur die Frage nach dem Profit.

Kommt also in den Hambacher Forst und unterstützt die neue Waldbesetzung.
Nehmt die besetzte Wiese als Anlaufspunkt.

Ein Video zur Besetzung gibt es schon hier: https://vimeo.com/73683202

Aktuelle Informationen finden sie wie gewohnt unter:
http://hambacherforst.blogsport.de/

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