Anfang der dreißiger Jahre hatte der damalige Freidenker-Verband eine Massenumbettung von Urnen seiner verstorbenen Mitglieder auf den neu entstandenen Kommunalfriedhof in Wuppertal-Ronsdorf organisiert.
Es waren an die 100 Urnen ehemaliger Mitglieder aus Barmen, Elberfeld und Vohwinkel, die vorher größten Teils in Hagen bestattet worden waren. Vordem gab es in Wuppertal nur christlich betriebene Friedhöfe, auf denen damals keine Feuerbestattung erlaubt war.
Darauf macht Jürgen Köster, HVD-Feiersprecher und Vorsitzender der HVD-Gemeinschaft Wuppertal / Bergisches Land, aufmerksam. Die Barmener Freidenker hatten damals ihren Mitgliedern versprochen, nach der Schaffung eines Kommunal-Friedhofes die Urnen der Verstorbenen hierher zu überführen.
So kam es, dass im Juni 1931 innerhalb weniger Tage eine Grabanlage für die Urnen verstorbener Freigeister entstand. Aus dem „Gräberlisten-Buch“ von damals geht hervor, dass diese Urnen im Wesentlichen in der Zeit vom 9. – 14. Juni auf dem Feld „M“ (s. Lageplan) beigesetzt wurden.
In der Wuppertal-Beilage der sozialdemokratischen „Freien Presse“ wurden am 3. Juni 1931 alle „proletarischen Kultur-Organisationen“ dazu aufgerufen, sich an einer Feier zur Einweihung der Grabanlage am Sonntag, dem 14. Juni 1931 zu beteiligen. Es waren Tausende, die an diesem Sonntag von überall her zu Fuß nach Ronsdorf zogen, um an dieser feierlichen Einweihung teilzunehmen (wir hatten berichtet).
Um 15 Uhr begann die Feier mit einer Gedächtnisrede des Vorsitzenden der Freidenker Löwenstein. Die Reichsbannerkapelle, der Arbeitergesangverein und andere Chöre sorgten für eine angemessene musikalische Umrahmung. Auch Vertreter von SPD und Gewerkschaften hielten Ansprachen. So wurde es eine eindrucksvolle Kundgebung, ein Bekenntnis zur Feuerbestattung und damit zum kulturellen Fortschritt. Dies erscheint heute vielen als selbstverständlich. „Das ist auch gut so“, findet Armin Schreiner, HVD-Feiersprecher aus Sprockhövel.
Aber 18 Monate später wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt und danach der gesellschaftliche Fortschritt vom Faschismus für zwölf Jahre brutal unterdrückt. Die Arbeiterparteien, Gewerkschaften und Freidenker wurden verboten, ihr Vermögen konfisziert, ihre Mitglieder verschwanden in den Folterkellern der Gestapo, wurden in Zuchthäusern und KZ’s ermordet. So ist in dieser Zeit die Erinnerung an die Grabanlage vergessen worden.
Vor einiger Zeit sind aufmerksame und engagierte Bürger wieder auf diese Historie gestoßen. Nach einigen Recherchen hat Herr von Balen, Leiter des Kommunal-Friedhofes Wuppertal-Ronsdorf, dankenswerterweise die alten Unterlagen zur Verfügung gestellt. Jürgen Köster konnte sich von den Einträgen in das Gräberlisten-Buch überzeugen. Auch die Grabanlage „M“ besteht noch in der ursprünglichen Form. „Einige neue Gräber sind inzwischen dazu gekommen.“ Darauf macht Nora Krohm aufmerksam. Als HVD-Feiersprecherin kennt sie sich auf Wuppertaler Friedhöfen aus.
Wir Freigeister und Humanisten wollen die Erinnerung wach halten.
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Fotos: J. Köster, H.-P. Schulz
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