Am Samstag, den 03.11.12, versammelten sich Mitglieder von Free Pussy Riot Cologne / Bonn unterstützt von Amnesty International Bonn in dem 852-Seelen-Dorf Bekond bei Trier. Sie protestierten für die Freilassung von Pussy Riot und allen anderen politischen Häftlingen in Russland vor dem einzigen russisch-orthodoxen Pilgerzentrums deutschlandweit.
Das Hotel Brunnenhof wird angeblich auch als Kirche und Pilgerzentrum genutzt, allerdings schotteten sich ggf. anwesende Mitabeiter des Hotels oder der „Kirche“ hinter geschlossenen Rolladen ab. Die 20 Demonstranten waren aus Köln, Bonn, Frankfurt und Luxemburg angereist, um auf die zunehmend restriktiver werdenden Regierungsstrategien in Russland und die Kollaboration von Präsident Wladimir Putin mit dem orthodoxen Patriarchen und früheren Kollegen aus Geheimdienstzeiten Kyrill I. aufmerksam zu machen.
Das Pilgerzentrum in Bekond ist in Russland heftigst umstritten. Seit August ist es russischen Duma-Abgeordneten grundsätzlich verboten Grundstücke im Ausland zu besitzen oder zu erwerben. Laut Russia News ist dies strafbar mit einem Bußgeld von 5 – 10 Millionen Rubel, 5-jähriger Haft und anschließende 3-jährigem Verbot ein öffentliches Amt zu führen. 51% des Grundstücks des Hotels in Bekond gehören Alina Dolskaja, der Ehefrau Duma-Abgeordneten Andrej Issajew. Die anderen 49% besitzt die Pilgerfirma St.Thomas TdF GmbH.
Klaus H. Walter, Mitarbeiter von Amnesty International, äußerte sich zu diesem Thema wie folgt: „Andrej Issajew ist als Vorsitzender des Arbeits- und Sozialausschusses einer der hauptverantwortlichen Duma-Abgeordneten für die jüngsten Verschärfungen der Rechtsgrundlagen wie z.B. den Zwang für Nichtregierungs-organisationen, sich als ausländische Agenten registrieren zu lassen, wenn sie Unterstützungszahlungen erhalten (dies trifft dann nicht nur lokale Menschenrechts- organisationen wie Memorial und viele andere, sondern auch die UNESCO oder Mitgliederorganisationen wie Greenpeace oder Amnesty International). Das russische Demonstrationsrecht wurde unter Federführung von Issajew drastisch eingeschränkt – und nun stellt sich heraus, dass die Ehefrau eben dieses Herrn an einem sogenannten Pilgerzentrum in der Nähe der luxemburgischen Grenze „beteiligt“ ist. Oppositionsabgerodnete werden eingesperrt weil sie angeblich Besitz im Ausland haben – für Herrn Issajew gilt das natürlich nicht, das ist ja alles Eigentum der Ehefrau.“
Die Thematik des Protests konzentrierte sich jedoch auf die Forderung der Freilassung der beiden noch inhaftierten Bandmitglieder von Pussy Riot, Nadja Tolokonnikowa und Maria Aljochina, sowie aller anderen politischen Häftlinge in Russland.
Mit vier Megafonen riefen die bunt-maskierten Aktivisten lautstark Slogans wie „ Free Pussy Riot, Russland ohne Putin, Freiheit für alle politischen Gefangene usw.“, hauptsächlich in Deutsch und Russisch.
In einem Gespräch zwischen der Demonstrationsleiterin Janine Schneider und dem Bürgermeister Herrn Reh, bestätigte es sich, dass ein Raum des Anwesens (der vorherige Frühstücksraum) zur Zeit als Kirchenraum genutzt werde. Umbauten am Gebäude selber seien im Gange. Herr Reh erklärte, dass er des öfteren Busse mit Pilgern vor dem Hotel gesehen hat. Er sei einfach nur froh, dass das Gebäude nicht verwahrlose und das Unternehmen lokale Arbeitsplätze schaffe.
Free Pussy Riot Cologne / Bonn plant bereits die nächste Demonstration für Ende diesen Monats in der Kölner Innenstadt. Genauere Informationen werden nach der formellen Anmeldung veröffentlicht und auf der Facebook-Seite
https://www.facebook.com/P3ssyRiotGermany/events
abrufbar sein.
November 4th, 2012 at 23:34
Die russische Regierung macht sich lächerlich mit diesem riesigen Aufwand, diesen Protest niederzuringen. Als wären es die schlimmsten Verbrecher, wurden diese Frauen in Ketten und Käfigen monatelang gefangen gehalten. Die Qual der Mädchen ist nicht zum Lachen, wohl aber die Mühsal der Unterdrücker, ihr Tun legitim erscheinen zu lassen. Lachen werde ich erst, wenn die beiden Frauen frei sind und sie ihre Kinder wieder umarmen dürfen. Christentum sollte Nächstenliebe sein und viele Reaktionen bekennender Christen stimmen mich bedenklich, ob das heute prktizierende Christentum zeitgemäß ist. Sollte diesen Frauen in ihrer Haft irgend etwas passieren, oder sie gar das Leben verlieren, denke ich, dass sich viele Menschen überlegen, ob das Programm Sohn nicht gänzlich überholt ist und Gott uns vielleicht Töchter geschickt haben könnte. Die Spaltung des Glaubens ist denkbar.
November 6th, 2012 at 21:44
Sinnlose und vollkommen unnötige Aktion Leute 🙂
November 14th, 2012 at 0:55
@Lisa wirklich total sinnlos, wenn unsere facebook Seite wegen der Aktion um die 28.000 Menschen weltweit erreicht hat ;))) Interessiert anscheinend niemanden!
November 14th, 2012 at 0:57
PS: Hotel Brunnenhof among Top 5 most controversial buildings of civil servants in Russia http://www.maindoor.ru/articles/23036.html#form
November 17th, 2012 at 18:39
@Shnippy
Und jetzt? Das freut mich ja für euch aber leider ist bis jetzt noch keiner von den Unschuldigen in Russland frei gekommen deswegen. Meiner Meinung nach macht es keinen Sinn in Bekond oder grundsätzlich in Deutschland zu demonstrieren, wenn man in Russland etwas bewirken möchte. Es ist wirklich toll, dass ihr eure Aufmerksamkeit nun erhalten habt, aber bis auf ein neues Gesprächsthema für die Bekonder kommt nicht viel bei raus 🙂