Archiv | Lyrik

One Night Stand in der Hammond Bar

06 November 2014 von B. J.

Nachdem ich die üppige Mahlzeit des letzten Abends hinreichend verdaut hatte, zog ich durch die Stadt, da mein Appetit sich wieder regte. Beim Betreten einer schummrig beleuchteten Bar sah ich etliche ausgemergelte Gestalten meines Geschlechts müde an der Bar rumhängen, in der letzten vagen, fast zerstobenen Hoffnung, vielleicht doch noch ein sympathisches Männchen zu treffen. Ich bevorzuge die hinteren, nicht einsehbaren Sitzecken, da kann ich gleich zur Sache kommen, wenn ein Nachtschwärmer sich unvorsichtigerweise zu mir verirrt. Die Vertreter des männlichen Geschlechts, wenn sie eine Bar betreten, schauen sich erstmal um, aus Scheu und aus Furcht, etwas zu übersehen, und landen so unweigerlich an diejenige, die sich strategisch am Besten positioniert.

Nach einer halben Stunde betrat so ein Filou die Bar, seine gierigen Augen streiften an der Theke längs. Als er streunend auf ein paar Meter an mich herankam, lächelte ich und schwang einladend mein pralles Hinterteil. Ohne seine hilflosen Versuchen der verbalen Kommunikation zu beachten, rutschte ich elegant noch etwas mehr auf Kante, sodass er sich neben mir setzen konnte. Mit lasziven Gähnen quittierte ich seine dämlichen Kommunikationsversuche, während ich seine Muskelmasse taxierte und seine Nähe suchte. Der Körpersprache war er immerhin mächtig, und es dauerte nicht lange, bis er aktiv wurde.

Wie leicht lassen sich diese erbärmlichen Wesen doch erregen und zu nicht ungefährlichen Handlungen bewegen, schoss mir durch den Kopf, als er bereits in meinem Körper versunken war. Ein paar rhythmische Bewegungen meinerseits, und er vergaß die Umgebung, fühlte sich geborgen in meinem Schoß, obwohl er weder mich, noch meinen Schoß, noch meine Beweggründe kannte. Meine Hoffnungen, dass auch ich einmal eine glückliche Familie mein Eigen nennen würde, waren wie Luftballons schon längst verflogen und zerplatzt – zurück blieb eine innere Leere, die ich mit Schwelgereien füllte. Eine Zeitlang noch hatte ich zwar flüchtige, aber durchaus erotische Begegnungen, aber dann siegte meine Lust. Inzwischen dachte ich nur noch ans Schlemmen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ad/Spinne-im-Netz-2.jpg/320px-Spinne-im-Netz-2.jpg

Hans-Willi Thomas CC3.0

So hing er zwischen meinen schon leicht entspannten, aber immer noch vollen Brüsten, umschlang meine aus- und einladende Hüfte. Er rackerte wie ein Berserker. Um ihn nicht zu enttäuschen, folgte ich behäbig und gelangweilt seinem Stakkato, und als ich ihm mit meiner Zunge ins Ohr fuhr, war es fast um ihn geschehen. „Wirst Du für unsere Kinder sorgen“, fragte ich und er krächzte jämmerlich: Ja, ja, ja“. „Du weißt, ich möchte mir da sicher sein“, flüsterte ich sanft in sein Ohr. Dann legte ich wie Schraubzwingen meine langen Glieder an ihm an und versenkte meine Zähne in seinem schutzlos dargebotenen Hals. Als ich ihn saugte, war es vorbei mit ihm und er entlud sein Lebenselixier. Es hieß für ihn, Abschied zu nehmen. Fürsorglich und behutsam wickelte ich ihn in Seide ein.

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Kategorischer Imperativ der Freude

02 Mai 2014 von B. J.

Das Streben nach Vollkommenheit geht über den Magen: Du isst, du bist. Denken führt zu Zweifeln, Waffeln zu einem vollen Magen. Ein Lächeln mit leuchtenden Augen kann verführen, aber Haribos machen glücklich: Zuerst die Runden, dann die Viereckigen, zum Schluss die Gummibärchen. Puffreis füllt die Gedärme der Sehnsucht.

Wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen meine Sandalen zwischen den Zehen. Bei jedem Schritt verfallen sie zu Staub, die Sohlen lösen sich vom Geschehen, die Zeit schnappt sich hier und da einen Fetzen. Auf der Mauer sitzen junge Paare wie Singvögel auf dem Ast. Fliegt ein Paar davon, gesellt sich ein anderes dazu. Hände und Arme drängen ineinander, Beine überschlagen sich. Wo bist du, fragst du mich und ich sehe dich nicht, und doch bist du hinter mir, ich drehe mich um, erkenne dich nicht. Im kühlen Abendlicht dehnen sich die viereckigen Türme der alten Kirche, lehnen sich zurück und verharren. Ich sehe dein fröhliches Geplapper. Die Fragen in deinen Augen bleiben stumm.

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armutsflüchtlinge unerwünscht

20 November 2013 von Darian Lambert

von Karl Feldkamp

träge vieläugig kaufgeil
schleicht er sich wieder
durch die fußgängerzone
der abertausendfüßler
unter polizeiaufsicht
begleitet von straßenmusikern
und handytönen
martinshorn und blaulichtzucken
für schwächelnde konsumrauschopfer
tierverliebt zeigen bettler hunde
und fast food schachteln
für kleines geld

sale sale sale
teure ware auf der flucht
vor zinsgünstigen krediten
die schnäppchenjäger kommen

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Interkulturelles Filmfestival „Nahaufnahme“ vom 17. bis 23. November 2013

07 November 2013 von Darian Lambert

Ein Schwein als Auslöser eines internationalen Konflikts, der Metzgerssohn, der kein Blut sehen kann, oder der Basketballcoach, der aus der Finanznot heraus ein unerwartet erfolgreiches schwarzes Team zusammenstellt – das sind einige der heiteren, spannenden oder sozialkritischen Themen, die im diesjährigen Interkulturellen Filmfestival „Nahaufnahme“ auf die Kinoleinwand kommen. Schon zum dritten Mal beteiligt sich Bergisch Gladbach an der Veranstaltungsreihe zum großen Themenfeld Migration und Integration, die von Montag, dem 17. bis Samstag, dem 23. November 2013 an mehreren Plätzen im Stadtgebiet stattfindet.

Die Projektleitung liegt bei der Integrationsbeauftragten und dem Kulturbüro der Stadt Bergisch Gladbach. So international die Beiträge, so vielfältig auch die Kooperationspartner, die sich am Filmfestival beteiligen: die Brunotte Filmtheater GmbH, das Seniorenbüro, der Caritas-Fachdienst für Integration und Migration, amnesty international, das UFO Jugendkulturhaus, das Q1 Jugend-Kulturzentrum, der Krea-Jugendclub, die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus, der TV Herkenrath, das Theater im Puppenpavillon und das Kultkino Rhein-Berg, veranstaltet von FRANZZ, dem Bergischen Löwen und der Brunotte GmbH. Als Spielorte stehen das Kino-Center Schlosspassage, der Bensberger Puppenpavillon, das Bürgerhaus Bergischer Löwe und erstmalig das UFO-Jugendkulturhaus der AWO zur Verfügung. Gefördert wird das Filmfestival durch das Landesministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport; finanziell unterstützt wird das Projekt weiterhin u.a. durch die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln und die Bensberger Bank.

Talk mit Experten und Prominenten

Das Besondere: Nicht nur die reine Filmvorführung steht an den fünf Veranstaltungstagen im Mittelpunkt. Anschließend finden jeweils Talkrunden statt, in denen Fachleute oder prominente Gäste über die aktuelle Situation in Bergisch Gladbach sprechen: Wie steht es um das Verhältnis zwischen Alt und Jung in unserer Stadt? Was bedeutet es, hier mit doppelter Staatsangehörigkeit zu leben? Welche Rolle spielt der Sport beim Thema Integration? Am Freitag gibt es im UFO-Jugendkulturhaus nach der Talkrunde sogar Live-Musik und eine Tanzperformance.

Vize-Bürgermeisterin Ingrid Koshofer und der Vorsitzende des Bergisch Gladbacher Integrationsrates, Bülent Iyilik, werden das Filmfestival am 17. November um 15.00 Uhr im Kino-Center Schlosspassage eröffnen; im Anschluss wird der Film „Le Havre“ im Rahmen  des Seniorenkinos gezeigt, der von der Begegnung eines alten Buchautors und eines Flüchtlingsjungen in der französischen Hafenstadt handelt. An den folgenden Tagen werden die Filme „Die Farbe des Ozeans“, „Spiel auf Sieg“, „Salami aleikum“ und „Das Schwein von Gaza“ gezeigt.

Freie Vorführungen für Kindergärten und Schulen

Im Puppenpavillon wird für die Kleinsten das Bühnenstück „Ist Gelb die schönste Farbe der Welt?“ gleich viermal aufgeführt; Kindertagesstätten können sich anmelden und erhalten freien Eintritt, gefördert durch „Bürger für uns Pänz“ (Tel 02204 54636). Auch zu den Abendfilmen bietet die Brunotte GmbH vormittags kostenfreie Schulvorstellungen an (Tel. 02204 40090010) – Ausnahme: Salami aleikum im UFO – hier kann keine Sondervorführung stattfinden.

Regionales Ereignis

Zum Filmfestival „Nahaufnahme“ gibt es auch ein Programmheft, das in den Stadthäusern und den Veranstaltungsorten ausliegt. Darin findet man nicht nur die Bergisch Gladbacher Veranstaltungen, denn das Filmfestival präsentiert sich als regionales Ereignis: Parallel finden auch im Rhein-Sieg-Kreis Filmabende statt. Die teilnehmenden Kinos der Gemeinden Eitorf, Hennef, Troisdorf, Sankt Augustin, Siegburg und Wachtberg bringen weitere interessante Beiträge zum Thema Migration und Integration auf die Leinwände.

2013-11-06-NahaufnahmePlaka

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n-te Ente

22 September 2013 von B. J.

Wo ist Anna, schaut der Mond forsch fragend in die offene Balkontür. Seine kalkweißen, sehnigen Arme durchwirbeln mein kahles Zimmer, bleichsüchtige Gichthände rütteln die Bettdecke, ob sie ihren warmen Atem birgt. Ich will den Mond besänftigen, aber er hört mich nicht. Wild gestikulierend poltert sein Kopf auf dem schwankenden Wolkenthron. Ich lehne mich über den schiefen Balkon und gebe ihm beruhigende Handzeichen. Ich bitte den Wind, ihm meine Gedanken vor zu tragen. Doch dieser vergnügt sich im Park und pflückt goldene Baumkronen, welche ihm wohl als als Hut am Besten stehe. Unter dem samtschwarzen Himmelskleid vergnügen sich die Sterne mit dem Glück. Heine schaut zu und wundert sich, wie zeitlos begehrenswert seine leichte Dirne immer noch ist. Ihren ungezählt sanften Küssen entspringen laut quakend n-te Enten im satten Teich. Die alte Welsfrau pflügt behäbig ihr Tummeln.

Das Wahlergebnis heute ist von großer Wichtigkeit, damit die richtigen Prognosen geglaubt werden. Shakespeare könnte bemerken: Auch die Demokratie ist eine Dirne.

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Mehrjungfrau

02 August 2013 von B. J.

Weit hinaus ist das Mehr so blau, voller schöner Kornblumen, so tief, tiefer als jedes Ankertau, kristallreines Glas. Große Schiffe, von Sehnsucht getragen, ziehen vorbei, Korallenriffe ruhen am Grund, geweißt von Hoffnung, Walfische voller Liebe schauen herab. Dort lebt Frau Niemand, unter riesigen Monden, die ihre blonden Haare bleichen, und fühlt mit ihren schmalen Händen den samtenen Saum ihrer Träume. Eine herrliche Trauerwinde streichelt ihren zarten Busen mit rosenroten Blättern, Schatten umschäumen ihre filigranen Füße, knorrige Wurzeln küssen ihre zarten Zehen, schwarzer Sand trägt sanft ihre harmonische Hüfte.

»Ach, wäre ich doch erst siebzig Jahre alt!« sagte sie. »Ich weiß, dass ich die Welt dort oben und die Menschen, die darauf wohnen, dann recht lieben werde.« Die Luft ist mild und frisch, und als das Mehr dunkler und dunkler wird, ja es einen langen Augenblick so stockdunkel ist, dass Niemand nichts mehr wahrnehmen kann, sie furchtsam ihre langen Beine mit ihren schlanken Armen umschlingt, zünden sich Hunderte bunter Laternen an und leuchten in ihren blassen Augen.

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One Night Stand

22 Juli 2013 von B. J.

Da du ja nun weißt, dass ich weg ziehe….treffen wir uns trotzdem heute? Wenn du nicht magst ist es auch OK für mich – flirtete Katrina am Telefon. Sie hatte ein sympathische Stimme, sie war aus meinem Jahrgang und und aus meinem Geburtsort. Eine Sommernacht zu zweit, der Gedanke war schön.

Katrina öffnete die Tür, sie hatte ein kleines, dünnes Hemdchen an, das ihren pastellfarbenen Brustkorb betonte. Zwei Kinder habe sie damit ernährt, sagte sie stolz, mit einem Blaue-Augen und Weiße-Zähne-Lächeln. Umzugskartons stapelten sich in ihrem kleinen Appartement, in einer Schale lagen dunkelrote Kirschen. Sie hatte sich von ihrer 30jährigen Ehe getrennt, einem goldenen Käfig. Meine letzte Ex sagte auch beim Abschied, ich könne sie nicht so einfach in meine Tasche stecken und manipulieren ließe sie sich von mir nicht mehr. Gut, dachte ich, dass bei mir nicht 30 Jahre draus wurden, sondern nur drei. Katrina hatte mit ihrem Mann noch zusammengelebt, als sie sich schon körperlich vor ihm ekelte.

Wir umarmten uns, ihre Zunge schnellte in meinem Mund. Etwas überrascht von soviel Fahrt wich ich zurück. Sie fragte, ob ich denn nicht kuscheln wolle. Heute fühle sie sich einsam. Ihre blauen Augen strahlten mich an. Sie lächelte verschmitzt, ich nahm ihren Kopf vorsichtig in meine Hände. Wir küßten uns, wir entdeckten uns, eine Wonne stieg auf in Verlangen. Wir landeten in ihrem Bett, sie nahm eine Liebeskugel in der Hand und bat mich, sie bei ihr einzuführen. Vorsichtig legte ich sie hinein und schob mit zwei Fingern hinterher. Achte darauf, dass das Band noch zu sehen ist. Sie sagte, ich sei süß und und hätte einen samtenen Penis, den ich nicht zu verstecken bräuchte.

Sie wollte kein Präservativ, obwohl ich darauf bestand. Sie sagte, dann tschüss. Ich kleidete mich wieder an. Willst du gehen, fragte sie, bitte geh nicht, ich möchte nicht alleine sein. Ich umarmte sie und küsste sie sanft. Katrina fing an zu weinen. Sie erzählte mir vom Rosenkrieg mit ihrem Ex und ihrer ersten großen Liebe, die kaputt ging. Sie sei mit 12 Jahren an einem 20jährigen geraten, mit 18 vergewaltigt worden. Sie habe sich einsam gefühlt, als sie ihren Ex-Mann kennen lernte. Wir hielten uns auf ihrem Balkon in den Armen. Eine Sommernacht mit Sternenhimmel. Sie flüsterte: „Ich wollte doch nur, dass man mich mag.“

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Zwitschern

13 Juli 2013 von B. J.

„Du bist sehr angenehm, wenn Du nicht gerade Macho spielst oder lügst“, sagte Anna zu ihrem Freund Peter, als sie sich ihrer Kleidung entledigte. „ Ich lüge nicht, sage höchstens mal nicht die ganze Wahrheit“, antwortete Peter, der ihr zuschaute. „Du redest zu wenig über Alltägliches mit mir“, erwiderte sie und legte sich aufs Bett. „Ich kann nicht gut Smalltalk. Ich will tiefgreifende Erkenntnis oder anfassen. Alles andere langweilt mich.“, sagte er und begann, sich auszuziehen. „Ich werde mal mit deinen Zehen anfangen.“ Mehr lesen

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Tartufo

10 Juli 2013 von B. J.

Mir ist heiß, ein Tartufo muss her, kühl und kalt. Es wartet bereits geduldig auf mich im Kühlschrank, bis ich es vernasche, es schmilzt bei meinem Anblick dahin, es ist jederzeit verfügbar. Ein Tartufo zeigt sich mir nur von seiner besten Schokoladenseite, oben sitzt keck eine betörend rote Kirsche auf, pastellfarbenes, zartes Vanilleeis rundet sanft den bitterscharfen Kakao, der fein geraffelt die weiche Kugel streichelt. Und ich berühre es mit einem silbernen Löffel, langsam zergeht es auf meiner tastenden Zunge, und wieder und wieder tauche ich den silbernen Löffel ein, zwei-, dreimal hintereinander, ich komme nicht mehr los, dringe bis zum weichen Kern, der sich pulsierend auf meinem Löffel ergießt, und alles um mich herum wallt sich zu einem riesigen Tartufo, den ich verschlinge und der mich verschlingt.

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Kirsche am Stiel

07 Juli 2013 von B. J.

Anna ist gegangen. Für immer, schrieb sie, und sie möchte, dass ich ihre Entscheidung diesmal ernst nähme. Sonst spräche sie nicht mehr mit mir. Mein Seepferdchen ist ein intelligente Frau, sie weiß, wie sie mir eine Zwickmühle setzt. Mehr lesen

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