Köln – Der brutale Streit um geraubtes Cannabis in Köln beschäftigt weiterhin Polizei und Justiz. Nun hat das Landgericht Köln das erste Urteil in einer ganzen Serie von Verfahren gefällt. Ein 30-jähriger Iraker wurde wegen Beihilfe zu einer Geiselnahme zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt.

Symbolbild
Waffen und Geld für die Entführung organisiert
Der Angeklagte hatte nach Überzeugung des Gerichts eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass zwei Personen in Bochum in eine Falle gelockt werden konnten. Er nahm Waffen und Bargeld entgegen und gab sie weiter, damit andere Täter damit die geplante Entführung umsetzen konnten. Ziel war es, das spätere Geiselnahme-Opfer und dessen Partnerin ohne Misstrauen in ein Auto zu locken.
Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Schwere der Tat fünfeinhalb Jahre Gefängnis gefordert. Das Gericht blieb mit vier Jahren unter dieser Forderung, erkannte aber klar die Beihilfe zu einer schweren Straftat.
Misshandlungen im Keller einer Villa
Die beiden Entführten wurden im Juli vergangenen Jahres von Bochum nach Köln verschleppt. In Rodenkirchen brachte man sie in den Keller einer Villa, wo sie gefoltert und unter Druck gesetzt wurden. Videoaufnahmen, die das Gericht während des Prozesses zu sehen bekam, dokumentieren die brutalen Szenen der Misshandlung. Die Täter wollten damit offenbar Angst und Schrecken verbreiten und weitere Angehörige der Opfer zur Zahlung von Geld zwingen.
Hintergrund: 350 Kilo Cannabis verschwunden
Hintergrund der brutalen Geiselnahme war offenbar ein geplatzter Drogendeal. Die Geiselnehmer sollen vermutet haben, dass das Paar aus Bochum in den Diebstahl von rund 350 Kilogramm Cannabis verwickelt war. Mit Gewalt und Drohungen versuchten sie, an Informationen oder ein Lösegeld zu kommen.
Weitere Prozesse stehen bevor
Das Verfahren gegen den 30-Jährigen ist erst der Auftakt in einer ganzen Reihe von Gerichtsprozessen rund um diesen Fall. Aktuell laufen noch zwei weitere Prozesse, in denen mutmaßliche Mitglieder dieser Gruppe angeklagt sind. In einigen Wochen sollen zudem weitere Verfahren starten, die ebenfalls Teile dieses kriminellen Netzwerks betreffen.
Polizei und Justiz unter Druck
Die Serie von Geiselnahmen, Drogenraub und Gewaltverbrechen hat die Sicherheitsbehörden in Köln in Alarmbereitschaft versetzt. Ermittler gehen davon aus, dass es noch weitere Beteiligte gibt. Die Polizei arbeitet mit Hochdruck daran, das Netzwerk hinter diesen Straftaten vollständig aufzudecken. Für Köln gilt dieser Fall mittlerweile als eines der spektakulärsten Beispiele für die Verflechtung von Organisierter Kriminalität und Drogengeschäften.