von Dimitri Kummer und Frank Samirae
Der Dax ist stärker als der Dow Jones! Das gilt zumindest für die letzte Woche. Und das obwohl der Euro gegenüber dem Dollar verloren hat. Die Newslage in Europa scheint sich allgemein aufzuhellen. Trotzdem haben Anleger auch wieder in Gold und Silber investiert und diese auf neue Zwischenhochs befördert. Solangsam scheint die Sommerpause zu Ende zu sein.
Was passiert, wenn alle auf einmal den sicheren Hafen verlassen wollen
Vor fast zwei Jahren hat die Schweizer Nationalbank (SNB) angekündigt, den damals immer stärker werdenden Franken mit einer Untergrenze für den Euro bei 1,20 EUR/CHF in seinem Höhenflug aufzuhalten. Ein Zeugnis, welches man den Währungshütern in Bern jetzt ausstellen kann, rechtfertigt ganz klar die Note Eins, denn bis auf kleine Ausflüge innerhalb eines Handelstages hat der Euro diese Marke zu keinem Zeitpunkt signifikant nach unten durchbrochen.
Selbst als die Euro-Krise im Sommer vergangenen Jahres durch massiv steigende Anleihezinsen für italienische und spanische Staatspapiere, immer weiter fallende Wachstumsraten und mehreren notwendigen Rettungspaketen für Griechenland eskalierte, konnte die SNB den Kampf gegen die Triebkräfte des Devisenmarktes für sich entscheiden.
Zunehmend positive Nachrichten aus der Eurozone
Bis heute, ein Jahr nach dem vermeintlichen Höhepunkt der Euro-Krise, hat sich die Situation, die maßgeblich für die Flucht in den sicheren „Schweizer Hafen“ verantwortlich war, weitestgehend entspannt. Die zu zahlenden Zinsen für die so genannten Peripherie-Staaten liegen zwar noch auf einem, wenn auch berechtigt höherem Niveau, aber von ihren Rekordständen nahe bei sieben Prozent sind sie weit entfernt.
Die Wirtschaft in der Eurozone ist im zweiten Quartal nach sechs Verlustperioden endlich mal wieder gewachsen. Italien und Spanien befinden sich zwar noch in der Rezession, aber die Talfahrt der Wirtschaften beider Länder hat sich entschleunigt. Fortschritte, was die Wettbewerbsfähigkeit unter anderem durch gesunkene Lohnstückkosten angeht, wurden in nahezu allen Problemländern gemacht. Über neue Pakete oder gar Schuldenschnitte für Griechenland wird zwar wieder diskutiert, aber solche Nachrichten werden allenfalls noch von den Finanzmärkten zur Kenntnis genommen.
Rückschläge in der Eurokrise bleiben der Risikofaktor
Es ist die völlig zu Recht noch angebrachte Skepsis der Marktteilnehmer über ein mögliches Ende der Euro-Krise ohne Gefahr von Rückschlägen. Deshalb sind sie noch nicht gewillt, den sicheren Hafen ohne Wenn und Aber zu verlassen. Aber die Tendenz im Währungskurs EUR/CHF ist auch mit dem Blick auf den Chart der vergangenen Monate klar abzulesen. Der Rückfall des Euro in Richtung Untergrenze endete immer weiter weg von eben dieser Marke. Zuletzt machte die Gemeinschaftswährung bei „nur noch“ 1,2250 EUR/CHF halt. Daraus erwächst in meinen Augen weiteres Potenzial für einen in naher Zukunft wieder schwächeren Franken.
Schweizer Franken könnte bis zum Jahresende auf 1,30 EUR/CHF steigen
Allerdings ist beim Schweizer Franken keine Talfahrt in ähnlichem Ausmaß zu erwarten. Zwei Gründe sprechen dagegen. Zum Einen wird die SNB in die Stärke der Fremdwährungen, auch des Euro hinein, ihre Devisenbestände verringern, was eine schnelle Abwertung des Franken verhindert. Zum anderen – zwar noch nicht heute und auf diesem Niveau – wird die Schweizer Notenbank über mögliche restriktive geldpolitische Maßnahmen bis hin zu Zinserhöhungen nachdenken, um so eine mögliche Blasenbildung bei den Immobilienpreisen zu verhindern.
Die einmalige Gelegenheit am Devisenmarkt
Genug Potenzial also, so dass sich die Geduld derer, die schon seit Monaten in Richtung Abwertung der Schweizer Währung positioniert sind, auszahlt. Diese Geduld wurde und wird im Übrigen mit einem so genannten „Carry“, also Gutschriften aufgrund der Zinsunterschiede während der Haltedauer einer Long-Position im EUR/CHF jeden Tag belohnt.
Langfristig betrachtet – wohlgemerkt nicht in den nächsten zwölf Monaten – ergibt sich mit Blick auf die oben schon erwähnten Kurse von 1,60 EUR/CHF vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 eine mögliche Renditechance auf rund 40 Rappen mit einem Verlustrisiko von gerade einmal guten drei Rappen, wenn die Untergrenze hält – ein Verhältnis von 13:1. Viel Raum nach unten, um so der vermeintlich sicheren Untergrenze noch näher zu kommen, sehe ich aktuell nicht.
Aktientipp
Weiterhin halten wir an unserem Aktientipp vom 4 Juli 2013 fest. Die Nestlé Aktie ist ein fundamental betrachtet sehr stabiler Wert mit geringem Risiko. Der Wert steigt seit Jahren konstant und schüttet derzeit 3,47% Dividende aus. Glücklicherweise steckt der Wert derzeit in einer Korrektur, welche ihn auf ein Potentielles Kauflevel ab 57 CHF drücken könnte. Aktuell stehen wir bei 62,10 CHF. Ab 57 CHF können erste Positionen aufgebaut werden. Es handelt sich um eine Chance langfristig zu investieren.
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