Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zeigt der neue „Schuldneratlas“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, dass die Überschuldung in Deutschland erneut leicht zurückgegangen ist. Rund 5,6 Millionen Menschen – gut 8 Prozent aller Erwachsenen – gelten derzeit als überschuldet, eine minimale Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch sprechen Fachleute eher von einer stagnierenden Entwicklung.

Sparverhalten durch Unsicherheit verstärkt
Ein wesentlicher Faktor für die sinkenden Zahlen ist das sogenannte „Angst-Sparen“. Creditreform führt diesen Trend auf Unsicherheiten durch globale Krisen wie den Krieg in der Ukraine und die Wirtschaftslage zurück. Die Zurückhaltung beim Konsum sei auch eine Reaktion auf politische Entscheidungen und die Sorge um die Zukunft. Viele Menschen halten ihr Geld zusammen und vermeiden unnötige Ausgaben.
Männer häufiger betroffen – Überschuldung bei jungen Menschen steigt
Besonders auffällig ist, dass Männer mit 10 Prozent Überschuldungsquote deutlich häufiger betroffen sind als Frauen (6 Prozent). Innerhalb der Gruppe der überschuldeten Personen zeigt sich ein weiterer Trend: Während die Gesamtsituation stabil bleibt, geraten vor allem Geringverdiener weiterhin in die Schuldenfalle.
Bei jungen Menschen steigt die Überschuldung erneut an. Verantwortlich dafür könnten laut den Autoren des Schuldneratlas die zunehmende Nutzung von Ratenkrediten und „Buy now, pay later“-Angeboten sein, die den Eindruck vermitteln, finanzielle Belastungen seien leicht tragbar.
Regionale Unterschiede: Ruhrgebiet bleibt Problemzone
Regional betrachtet zeigt sich ein heterogenes Bild. Während die Überschuldung in Ostdeutschland stärker zurückgeht als in Westdeutschland, bleibt das Ruhrgebiet weiterhin ein Schwerpunkt der Problematik. Die strukturellen Herausforderungen der Region spiegeln sich auch in der Schuldnerstatistik wider.
Methodik und Ausblick
Für den „Schuldneratlas“ hat Creditreform anonymisierte Daten aus amtlichen Registern, von Online-Händlern und weiteren Quellen ausgewertet. Aufgrund einer geänderten Methodik seit 2023 sind die aktuellen Zahlen jedoch nicht direkt mit älteren Erhebungen vergleichbar.
Die Ergebnisse zeigen, dass Überschuldung trotz leichter Verbesserungen weiterhin ein ernstes gesellschaftliches Problem bleibt. Vor allem die steigende Verschuldung unter jungen Menschen und in strukturschwachen Regionen erfordert gezielte Maßnahmen, um langfristig Verbesserungen zu erzielen.