Die Wohnungseigentümer im Sommershof in Köln-Rodenkirchen sind verzweifelt: Seit über einem Jahr bleiben sie auf den Nebenkosten für die Gewerbeflächen sitzen, weil der neue Eigentümer der Gewerbeflächen seine Beiträge nicht zahlt. Die Schulden belaufen sich mittlerweile auf 700.000 Euro – mit drastischen Folgen für die Bewohner.

Müllberge, Ratten und ausbleibende Reparaturen
Die Situation im Sommershof spitzt sich immer weiter zu. Unbezahlte Müllabfuhrrechnungen führen dazu, dass sich hinter dem Gebäude riesige Müllberge auftürmen – darunter auch Abfälle aus der Gastronomie.
„Für die Ratten in Rodenkirchen ist das hier ein kleines Paradies“, sagt Wohnungseigentümerin Anja Senff. Hausmeister Bert Kern, der seit knapp 30 Jahren in der Anlage arbeitet, ist schockiert: „So etwas habe ich hier noch nie erlebt.“
Doch die Müllprobleme sind nur die Spitze des Eisbergs. Sämtliche Reparaturen wurden ausgesetzt, weil die Hauskasse leer ist.
Gewerbe-Mieten fließen – aber nicht an die Hausgemeinschaft
Im April 2024 übernahm die neu gegründete Sommershof GmbH die 6.100 Quadratmeter Gewerbefläche des Hauses. Der alleinige Gesellschafter, ein Kölner Unternehmer, kassiert seither die Mieteinnahmen der Gewerbemieter. Doch die fälligen Nebenkosten und das Hausgeld in Höhe von rund 40.000 Euro monatlich überweist er nicht.
Das Problem: Laut Wohnungseigentumsgesetz (WEG) haften alle Eigentümer gemeinsam. Das bedeutet, dass die 97 Wohnungseigentümer die offenen Kosten übernehmen müssen – ob sie wollen oder nicht.
„Uns bleibt keine andere Wahl“, sagt Eigentümerin Juliane von Nerée Siefer. „Wenn wir nicht zahlen, klemmen die Versorger uns allen Strom, Wasser und Heizung ab.“
Zwangsvollstreckung könnte drohen
Laut Thomas Tewes, Geschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, haben die Eigentümer rechtliche Möglichkeiten:
- Sie könnten den Gewerbeeigentümer zum Verkauf der Flächen zwingen und so die Schulden begleichen lassen.
- Sollte keine Zahlung erfolgen, sei eine Zwangsvollstreckung eine sinnvolle nächste Maßnahme.
Bislang blieben alle Mahnungen erfolglos. In Eigentümerversammlungen wird den Bewohnern regelmäßig mitgeteilt, dass die Sommershof GmbH „nicht zahlen könne“.
Strafanzeige gegen Gewerbeeigentümer gestellt
Mehrere Wohnungseigentümer haben inzwischen strafrechtliche Schritte eingeleitet. Sie vermuten, dass der Eigentümer die Mieteinnahmen gezielt in andere Unternehmensbereiche umleitet, anstatt die Nebenkosten zu begleichen.
Das Amtsgericht Köln hat bereits bestätigt, dass die Sommershof GmbH zur Zahlung verpflichtet ist. „Wenn er jetzt nicht zahlt, leiten wir die nächsten Schritte ein“, kündigt von Nerée Siefer an.
Die Lage bleibt angespannt – und die Wohnungseigentümer kämpfen weiter um ihr Zuhause und ihre finanzielle Sicherheit.