Köln. Auch acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Gefahr durch nicht detonierte Bomben in Köln noch immer allgegenwärtig. In der Erde unter der Stadt ruhen nach Schätzungen von Experten noch immer zahlreiche sogenannte Blindgänger – eine Herausforderung, die die Stadt und ihre Bewohner noch über Generationen hinweg begleiten wird.

Bombenlast von 1,5 Millionen Stück
Während des Zweiten Weltkriegs fielen rund 1,5 Millionen Bomben auf das Kölner Stadtgebiet. Etwa 20 Prozent davon explodierten beim Einschlag nicht und blieben als tödliche Überreste im Boden zurück. Bis heute werden sie bei Bauarbeiten oder gezielten Suchen entdeckt und müssen aufwendig entschärft werden.
Eine Generationenaufgabe
Die Stadt Köln hat eine Fachgruppe im Ordnungsamt eingerichtet, die sich ausschließlich mit Kampfmitteln beschäftigt. Elf Mitarbeiter arbeiten hier unter der Leitung von Alwin Glamocic, der betont:
„Experten schätzen, dass wir noch weitere 80 Jahre mit dem Thema Kampfmittel und Kriegsbeeinflussung zu tun haben werden. Die Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg werden also eine Generationenaufgabe bleiben.“
Eine genaue Zahl, wie viele Bomben noch unter den Kölner Veedeln liegen, kann niemand nennen. In den letzten zehn Jahren wurden rund 150 Blindgänger entschärft.
Evakuierungen gehören zum Stadtalltag
Die Entschärfungen bringen regelmäßig Einschränkungen für Anwohner mit sich. Erst Mitte Mai musste ein ganzer Bereich in Köln-Lindenthal evakuiert werden, weil eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe gefunden wurde – direkt im Umfeld der Universitätsklinik. Die Bewohner reagierten besonnen. Für viele ist eine Evakuierung nichts Neues – gerade ältere Menschen erinnern sich an ähnliche Einsätze in der Vergangenheit.
Historische Gründe für hohe Bombendichte
Warum Köln besonders stark betroffen ist, erklärt der Historiker Dr. Max Plassmann mit der geostrategischen Lage der Stadt.
„Die Nähe zu England machte Köln früh zum Ziel alliierter Luftangriffe. Die Stadt war für Bomber aus Großbritannien leicht erreichbar und blieb daher dauerhaft im Fokus.“
Besonders betroffen war dabei der Süden der Stadt. Bomber, die ihr ursprüngliches Ziel – etwa den Kölner Dom – verfehlten, warfen ihre Bomben häufig verspätet über Stadtteile wie Rodenkirchen ab.
Luftaufnahmen als Detektivarbeit
Heute helfen Luftaufnahmen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit bei der Lokalisierung potenzieller Blindgänger. Einschlagstellen lassen sich so rekonstruieren, was vor allem bei Bauvorhaben oder Straßensanierungen ein unverzichtbares Hilfsmittel darstellt.
Fazit
Die Gefahr aus der Vergangenheit bleibt auch in der Gegenwart real. Köln steht stellvertretend für viele Städte in Deutschland, in denen die Spuren des Zweiten Weltkriegs bis heute unter der Oberfläche weiterwirken. Der Umgang mit Blindgängern ist keine Ausnahme, sondern Teil des Alltags – und wird es auch in den kommenden Jahrzehnten bleiben.