Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer breitet sich in NRW rasant aus und bedroht zunehmend die heimischen Eichenbestände. Besonders betroffen sind derzeit Wälder im Rhein-Sieg-Kreis, wo Förster bereits zahlreiche kranke und geschwächte Bäume fällen mussten.

Eichen sterben durch Käferbefall
In einem Eichenwald bei Hennef sind bereits jeder fünfte Baum betroffen. Die Larven des Käfers bohren sich unter die Rinde und zerstören die wasserführenden Schichten der Bäume. Geschwächte Eichen können sich nicht mehr ausreichend gegen den Befall wehren.
„Durch die Trockenheit der letzten Jahre sind viele Bäume bereits stark geschädigt und werden nun anfälliger für den Käfer“, erklärt Bezirksförster Michael Trippe, der die Lage seit zwei Jahren beobachtet.
Die typischen Anzeichen für einen Befall sind:
- Halbmondförmige Fraslöcher in der Rinde
- Dunkle, feuchte Flecken am Stamm
- Abblätternde Rinde mit Spuren von Spechten
Auch wenn der Käfer eine heimische Art ist, begünstigt die anhaltende Trockenheit seine Vermehrung. Normalerweise dauert die Entwicklung einer Larve zwei Jahre, doch inzwischen schaffen es immer mehr Käfer, sich schon in einem Jahr fortzupflanzen.
Massive Baumfällungen als einzige Lösung
In Hennef wurden diesen Winter bereits 2.500 Festmeter Eichenholz gefällt, normalerweise liegt der Einschlag bei nur 700 Festmetern pro Jahr. „Das ist ein massiver wirtschaftlicher Schaden, denn das Holz verliert durch Schädlingsbefall enorm an Wert und kann oft nur noch als Brennholz verwendet werden“, so Forst-Betriebsleiter Fabian Schreder.
Experten sehen in gezielten Fällungen momentan die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung des Käfers zu verlangsamen. Der Käfer legt seine Eier ausschließlich in lebende Bäume ab, daher können abgestorbene Bäume stehen bleiben, ohne dass sie weiter zur Vermehrung beitragen.
„Der Baum stirbt nicht sofort. Es ist ein langsamer Tod von ein bis zwei Jahren. Dann zieht der Käfer weiter“, erklärt Förster Michael Trippe.
Steht NRW vor einem Waldsterben wie in anderen Bundesländern?
Während in Sachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz bereits ganze Eichenwälder verschwunden sind, versuchen Förster in NRW noch, den Schädling einzudämmen.
Das Landesbetrieb Wald und Holz NRW nimmt die Lage ernst. „Das Risiko einer flächendeckenden Ausbreitung ist gegeben“, bestätigt Dr. Christin Carl, Leiterin des Teams Wald- und Klimaschutz.
Förster wurden bereits im April 2024 dazu aufgefordert, in ihren Revieren gezielt nach dem Käfer zu suchen. Besonders betroffen sind neben dem Rheinland auch das Münsterland und das Siegerland.
Hoffnung auf nassen Sommer – Neue Methoden könnten helfen
Die Fachleute hoffen nun auf einen regenreichen Sommer, damit sich die Bäume erholen können. Zudem wird geprüft, ob Drohnenaufklärung, wie sie bereits in Hessen genutzt wird, zur besseren Früherkennung eingesetzt werden kann.
„Noch können wir ein massives Baumsterben wie bei den Fichten verhindern“, sagt Trippe. Doch ohne schnelles Handeln könnte sich der Eichenprachtkäfer in den nächsten Jahren weiter ausbreiten – mit dramatischen Folgen für NRW’s Wälder.