Während der aktuellen Klimakonferenz in Baku wurde der neueste Climate Action Tracker veröffentlicht. Dieser Bericht analysiert, welche globalen Temperaturanstiege aufgrund der derzeitigen Klimapolitik zu erwarten sind und wie die einzelnen Staaten im Vergleich abschneiden. UN-Generalsekretär António Guterres betonte dabei eindringlich: „Das Geräusch, das Sie hören, ist die tickende Uhr. Wir befinden uns im letzten Countdown, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Und die Zeit ist nicht auf unserer Seite.“
Gegenläufige Trends gefährden Klimaziele
Niklas Höhne vom NewClimate Institute in Köln, einer der Autoren des Berichts, äußerte sich besorgt: „Alle Länder haben sich immer noch auf die Fahnen geschrieben, das 1,5-Grad-Ziel ernst zu nehmen und 1,5-Grad-kompatible neue Klimaschutzziele vorzulegen. Das ist auch eine gute Intention. Es wird aber langsam sehr, sehr eng.“ Der Climate Action Tracker zeigt zwei gegenläufige Trends auf: Einerseits boomen die erneuerbaren Energien und überraschen jedes Jahr mit einem schnelleren Ausbau als erwartet. „Das ist der positive Trend“, so Höhne. Andererseits werden fossile Energien weiterhin ausgebaut, und der weltweite Energiebedarf steigt. Diese beiden Entwicklungen neutralisieren sich derzeit, wodurch die Emissionen auf hohem Niveau bleiben.
Prognose: 2,7 Grad Erwärmung bis zum Jahrhundertende
Der Bericht prognostiziert einen globalen Temperaturanstieg von 2,7 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden. „Das ist katastrophal“, warnt Höhne. Anita Engels von der Universität Hamburg unterstreicht die Bedeutung der globalen Finanzströme: „Viele verweisen darauf, dass die Finanzierung und der Ausbau von erneuerbaren Energien rasant ansteigen. Das stimmt. Aber wo wir gleichzeitig wohl enorm gut hinschauen müssen, ist eben, was mit der fortgesetzten und jetzt wieder ausgeweiteten Finanzierung von fossilen Energiequellen passiert.“
Länder im Klimavergleich
Der Climate Action Tracker bewertet auch die Klimaanstrengungen von mehr als 40 Ländern. Länder wie Saudi-Arabien, Russland und die Türkei schneiden dabei schlecht ab, da dort wenig Fortschritte verzeichnet werden. An der Spitze stehen Länder wie Costa Rica, die Europäische Union und das Vereinigte Königreich, obwohl auch hier noch Verbesserungspotenzial besteht.
Dringender Handlungsbedarf bis 2030
Höhne appelliert an die Delegierten der Klimakonferenz: „Um das 1,5-Grad-Ziel tatsächlich noch irgendwie in Reichweite zu halten, müssen wir die Emissionen bis 2030 drastisch verringern.“ Es reiche nicht aus, nur Ziele für das Jahr 2035 vorzulegen; entscheidend seien ambitionierte Maßnahmen in den nächsten sieben Jahren. Nur so könne verhindert werden, dass die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels eintreten.
Fazit: Der aktuelle Climate Action Tracker verdeutlicht die Dringlichkeit entschlossenen Handelns im Kampf gegen den Klimawandel. Trotz positiver Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien bleibt die Herausforderung groß, da gleichzeitig fossile Energien weiter ausgebaut werden. Die kommenden Jahre sind entscheidend, um die globalen Klimaziele noch zu erreichen.